Therapie gegen die weit verbreitete Reichweitenangst!
Fahren wir mit dem Tesla in den Urlaub? So ein kurzes Hirngespinst, als ich die ersten Kilometer mit dem Tesla Y zurückgelegt habe. Natürlich nicht! Sind wir die letzten Jahre doch immer mit bestem Komfort und auch genügend Leistungsreserve mit unserem Audi A6 Avant nach Bibione gereist. Warum sollten wir uns so einen Stress auftun? Wie oft werden wir da laden müssen? Und wo vor allem? Sind wir doch gewöhnt, dass wir um 7.30 Uhr in unserem Hotel in Bibione bereits am ersten Tag lecker frühstücken. Wenn das dann ausfällt, weil wir noch irgendwo nach einer Ladesäule suchen, dann endet der Urlaub, bevor er beginnt. Also weg mit dem Gedanken, mit dem E-Auto in den Urlaub zu fahren. Stress habe ich das ganze Jahr genug.
Warum haben wir bei Auto Hirsch überhaupt einen Tesla Y? Wir sind doch auf Fahrzeuge des VW Konzerns und Mercedes spezialisiert. Aber mit Tesla haben wir bis jetzt doch gar nichts zu tun. Unsere Mietwägen sind überwiegend E-Fahrzeuge bzw. Hybride aus dem VW Konzern. Aufgrund der ewigen Lieferzeiten meiner bestellten E-Fahrzeuge aus dem VW-Konzern, musste ich aber nach Alternativen suchen. Wäre da nicht meine Nichte, die einen Tesla 3 besitzt und wahrscheinlich den Lebenslauf von Elon Musk auswendig aufsagen kann und wie viele Tonnen Beton beim Bau des Teslawerkes in Berlin (wurde schon begonnen, obwohl keine Genehmigung vorlag – mach das mal als Deutscher in einem anderen Land) benötigt wurden – hätte ich mich dieser Marke nicht weiter gewidmet. So manche Features finde ich schon cool, als Sie mir Ihren Tesla 3 zeigt. Aber Tesla… nein das geht nicht.
Tesla kann liefern?!?
Doch einziger der zumindest noch Angaben zum Liefertermin macht, war zu diesem Zeitpunkt Tesla. Somit habe ich mal einen Tesla Y bestellt. Liefertermin ca. Juli bis August hieß es da auf der Homepage. Hier und nur hier (nicht beim Händler vor Ort) kann man den Tesla bestellen.
Dann bin ich mal gespannt, wie lange es dauert. Aber siehe da, das Tesla Model Y haben wir noch im Juli in unseren Mietwagen-Park aufgenommen. Es handelt sich um einen im neuen Werk in Berlin gebauten Y Performance in weiß. Am 30. Juni (letzter Quartalstag – für einen amerikanischen Konzern wichtiger als Weihnachten für die Christen) um 17.30 Uhr bekam ich die Nachricht, dass ich einen Y haben kann. In meiner Naivität meinte ich, dass ich das Fahrzeug morgen bezahle und dann holen werde. Aber ich habe nicht mit den amerikanischen Gepflogenheiten gerechnet. „Herr Hirsch, ich maile Ihnen jetzt die Rechnung und Sie überweisen das Geld. Anschließend können Sie das Auto hier in Regensburg holen“, so ein Tesla Mitarbeiter. „Okay,“ meinte ich, „Kein Problem, ich überweise Ihnen das Geld und hole das Auto dann morgen Vormittag ab, da ich heute noch einen Termin habe“. Aber das geht nicht. Das Auto muss heute weg vom Hof sein. Und Tesla überprüft das. Quartalsende bedeutet leerer Hof oder schlecht gearbeitet. Wer will das schon auf sich beruhen lassen. Also hat der nette Tesla Mitarbeiter alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass ich das Auto noch an diesem Tag vom Betriebsgelände holen kann. Und um ca. 21 Uhr saß ich dann im neuen Tesla und bekam noch eine kurze Einweisung. „Aber ein Tesla erklärt sich eh von selbst“, meinte der Tesla Mitarbeiter und verwies auf die Tesla App, in der man sämtliche Informationen über das Auto erhält. Und so fuhr ich nach Hause.
Die erste Fahrt im Tesla Y
Ich stelle natürlich keine hohen Erwartungen an ein amerikanisches Auto. Habe ja auch genug über die schlechte Verarbeitung von Tesla gehört. Aber zur Überbrückung geht das schon mal ein paar Monate. Hauptsache es fährt… Und wie es fährt. Das Model Y Performance hat über 500 PS und geht ab wie Schmitts Katze. Ich liebe leistungsstarke Autos und habe auch schon so Einiges gefahren. Aber das ist der Hammer. Ich trete voll durch, kurzes Schwindeligsein im Kopf und 3,7 Sekunden später bin ich bei 100 km/h. Leck mich am A…. – was geht hier ab. Vom Stand weg eine Beschleunigung, wie man es sich nicht besser vorstellen kann. Dafür wird er wohl oben raus keine Leistung haben, dachte ich. Aber er zieht durch und regelt dann bei 254 km/h laut Tacho ab. Bin ich im falschen Film??? Dass ich mit diesem Fahrstil keine Reichweitenrekorde aufstellen werde, wurde mir ziemlich schnell klar. Laut Herstellervorgabe sollen 514 km möglich sein!!! 514 km? Das ist doch ziemlich die Strecke nach Bibione. Warum also nicht mit dem E-Auto Tesla Model Y in den Urlaub nach Italien fahren?
Doch mit dem E-Auto in den Urlaub fahren?
Aber bis zum Urlaub habe ich ja eh noch einen Monat Zeit. Und so fahre ich die nächsten Wochen sämtliche Kurzstrecken mit dem Tesla und stecke ihn dann wieder an der Wallbox an, von der er grünen Strom von unserer PV Anlage auf der Werkstatt bekommt. Und Sonne haben wir dieses Jahr ja genug. Gut, dass ein E-Auto kein Wasser verbraucht, sonst wäre es aktuell wohl nichts mit dem Gedanken, mit dem E-Auto in den Urlaub zu fahren.
Ist die Reichweitenangst so stark, dass wir nicht mit dem E-Auto in den Urlaub fahren?
Ebenso dauerte es fast einen Monat, meine Frau davon zu überzeugen, dass wir nicht mit dem Diesel Audi in den Urlaub fahren. Ja, die Reichweitenangst steckt in meiner Frau noch tiefer als in mir. Übrigens: Das Wort Reichweitenangst wurde inzwischen in den Duden aufgenommen und hat folgende Bedeutung: „Angst davor, mit einem elektrisch oder alternativ angetriebenen Fahrzeug aufgrund der begrenzten Reichweite der vorhandenen Akku- bzw. Tankladung das Fahrtziel oder eine Lade- bzw. Tanksäule nicht zu erreichen und auf der Strecke liegen zu bleiben“.
Erste Planungen für die Fahrt mit dem E-Auto in den Urlaub!
Per Navigation im Tesla, werden auch gleich die Ladestopps an den Tesla Superchargerstationen geplant. Mitte Juli habe ich die Route mal geplant und ein Ladestopp sollte reichen, um nach Bibione zu kommen. Dieser soll in Kitzbühel stattfinden. Kitzbühel? Liegt ja nicht direkt an der Autobahn. Aber Tesla wirds schon wissen.
Das erste Mal am Supercharger
2 Tage vor der Fahrt in den Urlaub, wollte ich dann doch mal eine fremde Ladesäule testen und nicht immer nur zu Hause tanken. Spätestens in Kitzbühel muss das funktionieren. Also fuhr ich mit grünem Strom nach Regensburg um dort einen Supercharger zu testen. Einfacher als gedacht: Stecker rein, die Ladesäule erkennt die Fahrgestellnummer vom Auto und kann automatisch den Besitzer und die Bezahldaten ermitteln. Das Laden beginnt und im Bildschirm im Auto bzw. über die App sehe ich, wieviel inzwischen geladen wurde. Kurz rein in die Tanke, ein Eis für mich und meinen Sohn geholt und wieder abgesteckt. Also es geht! Dann kommen wir auch mit dem E-Auto in den Urlaub.
Doch öfters Laden als gedacht!
Am Tag vor Reisebeginn hebe ich die Ladegrenze von 80% auf und lade das Auto zu 100% mit regenerativem Strom. Jetzt erscheinen 486 km Reichweite und bei der Planung der Tour über das Tesla Navi kommt auf einmal noch ein 2. Ladestopp ca. 30 km vor Bibione. Warum das jetzt auf einmal? Ich will lecker frühstücken und nicht gelangweilt Strom in mein Auto laden. Ob die Berechnung etwas mit meinem Bleifuß und der Lust auf die brutale Beschleunigung des Tesla Y Performance zu tun hat? Hmm… Auf jeden Fall rechnet Tesla immer so, dass man nicht unter 20% Restladung kommt und auch nicht mehr als 80% in den Akku lädt. Erstens hat man hier die beste Ladegeschwindigkeit und zweitens dient das der Pflege des Akkus.
Der Tag der Wahrheit!
Um 0.30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Ca. 45 Minuten früher als sonst mit den A6. Dem E-Auto habe ich das schon am Vortag gesagt, damit der Akku vorher auf Betriebstemperatur und der Innenraum auf die von mir eingestellte Wohlfühltemperatur konditioniert werden kann. Dem Audi hab ich nichts verraten. Nicht dass er mir beleidigt ist (-:
Gepäck, Frau und Kinder an Bord und es geht rein in die Nacht. Die Kinder schlafen Gott sei Dank gleich weiter und so kann ich mich voll aufs stromern konzentrieren. Das ist übrigens die erste Fahrt bei Nacht mit dem Tesla. Lichtschalter? Gibt es nicht. Geht über das zentrale Tablet. Fernlicht? Macht er automatisch, aber ich kann am linken Hebel am Lenkrad eingreifen. Und das ist auch nötig. Bin ich doch die Matrix Scheinwerfer meines A6 gewohnt, ist der Komfort im Bezug auf die Lichtsteuerung hier nicht befriedigend. Außerdem sieht man bei Fernlicht 3 hellere horizontale Bereiche mit dunklen Linien dazwischen. Und kaum kommt man Richtung Fahrbahnrand (nur in die Richtung – noch nicht drüber) piepst die Karre so penedrant, als würde ich eine Wecker nach nur 2 Stunden Schlaf nach einer durchzechten Nacht brauchen. Die Kinder – die schlafen tatsächlich weiter. Spurhalteassistent? Ich bin mir nicht sicher, ob sich das so schimpfen darf. Da bin ich von Audi viel mehr Perfektion gewohnt. Am liebsten würde ich umkehren und gegen den Audi tauschen. Aber dann wirds ja gleich gar nix mit meinem leckeren Frühstück…
Assistenzsysteme im Tesla Y
Auch der Abstandstempomat lässt zu wünschen übrig. In diversen Linkskurven auf der Autobahn bremste der Tempomat das Auto zusammen, weil er auf der Spur rechts von mir ein Auto erkannt hat. Das können die deutschen Hersteller viel besser. Beim Aufschließen auf ein Auto vor mir, bremst der Tempomat so wie er soll. Setzte ich jedoch den Blinker um auf die Überholspur zu wechseln, bin ich es gewohnt, dass die Geschwindigkeit nicht weiter gedrosselt wird, da ich ja dann neben dem Auto sein werde. Der Tesla bremst weiter und ich muss wieder manuell per Gaspedal eingreifen. Das nervt. Und insgeheim freut es mich, dass Tesla doch nicht so perfekt ist und nicht meilenweit vor den deutschen Herstellern, so wie man es immer wieder mal hört. Was mir dann noch mehr zu Denken gibt: Tesla will die Autos vollautonom fahren lassen? Hoffentlich haben die da eine bessere Technik als in meinem Model Y.
Ich arrangiere mich mit den Eigenheiten der Tesla Fahrassistenzsysteme und begebe mich nach Kitzbühel. Hier parke ich um 2.30 Uhr am Supercharger und stecke das Ladekabel an. Sofort beginnt die Ladung und ich verfolge per App den Ladestrom. Dabei trinke ich in einer kleinen Sitzecke hinter meinem Supercharger einen Espresso aus dem Automaten. Anfangs wurde mit 125 A geladen und somit hochgerechnet ca. 750 km Reichweite je Stunde. Nach 25 Minuten, als dann knapp 80% Ladezustand erreicht war, wurde mit 53 A und somit 320 km/h weitergeladen. Ich stecke den Tesla ab und es geht mit 77% Ladezustand weiter.
Auf der Landstraße mit dem E-Auto in den Urlaub
Die Kinder haben jetzt auch ausgeschlafen und gleich schon mal Hunger. Wie der Tesla – so die Kinder. Leider haben wir jetzt keine Autobahn mehr sondern Landstraßen bzw. Bergstraßen mit vielen engen Serpentinen. Man merkt dem Ypsiolon seine 2 Tonnen Gewicht in den Kurven kaum an – das hätte ich anders erwartet. Die Beschleunigung aus den Kehren mit Allradantrieb, dank seiner 2 Elektromotoren, genial. Das macht Spaß. Zumindest mir. Der Magen meiner Tocher hatte auf einmal mit dem Essen zu kämpfen. Der Ausgang war mehrere Kilometer unklar. Zum Glück hat der Magen gewonnen. Nach unzählig vielen Kurven sind wir dann in Norditalien angekommen und machten dort noch eine kleine Verschnaufpause. Wäre hier jetzt eine Ladesäule, dann könnten wir gleich nochmal ein paar km laden…
Aber wir haben ja von der Tesla Navigation nochmal einen Halt in Palmanova aufgedrückt bekommen. Also weiter gehts. Das Frühstück wartet – hoffentlich. Und auf einmal macht der Akku schwach – aber nicht der vom Tesla, sondern mein Akku. Ich bin plötzlich sehr müde. Und da mir meine Familie noch wichtiger ist als ein Frühstück fahr ich an einer Tanke raus und mache hier mein Powernapping. 15 Minuten und ich bin wieder wach und absolut fit. So fit sogar, dass ich gleich mal rechne wieviel km Reichweite das gewesen wären, wenn die Tankstelle eine E-Ladesäule mit der Leistung des Superchargers in Kitzbühel gehabt hätte. Nach Adam Riese wären das gut 180 km mehr im Akku gewesen. Dann mein nächster Gedanke. Wie lange wirds wohl dauern, bis das Ladenetz so ausgebaut ist wie das Tankstellennetz???
Und so strome ich weiter. Restfahrstrecke und Akkureichweite sind annähernd gleich. Warum soll ich da nochmal zum Supercharger? Ach ja. Ich soll ja den Akku nicht unter 20% Ladestand fahren. So, dachte ich. Wie stehts um die Reichweitenangst? Feig sein oder riskieren? Ich entscheide mich fürs Risiko. Unter Verzicht auf extreme Beschleunigungsorgien entwickelt sich die Restreichweite zu meinen Gunsten und wir kamen ohne Liegenbleiber am Hotel um 7.32 Uhr an. Sieben Stunden somit und 41 km Restreichweite sind es sogar noch – bei einem Akkustand von 9%.
Ankunft im Hotel in Bibione mit dem E-Auto
Cool – der Parkplatz mit Ladesäule ist auch gleich noch frei. Da freut sich der E-Auto Fahrer. Und dann der obligatorische Gang durchs Parkhaus. Nur die Objekte meiner Begierde haben sich entscheidend geändert. Die letzten Jahre habe ich ausschließlich geschaut, wieviele sportliche Autos mit leistungsstarken Motoren geparkt sind. Jetzt zähle ich auf einmal Teslas und deutsche Autos mit E hinten am Kennzeichen. Mir wird ganz anders – werde ich tatsächlich zum E-Auto Fahrer??? Ich liebe doch den Sound von starken Verbrennern. Aber die krasse Beschleunigung des E-Motors machts einen schon nicht leicht…
An der Rezeption hole ich eine Ladekarte (nachdem ich die italienische Anleitung natürlich ewig nicht kapiert habe – zum Glück gibts YouTube) und stecke das Auto an und beginne zu laden. Hier gibt es maximal 11 kW und eine prognostizierte Ladezeit bis zur Volladung von 7 Stunden und 50 Minuten. Das klingt gut. Habe ja jetzt keine Eile mehr. Auf gehts zum Frühstück und dann wird der Rest geladen – den Familienakku meine ich.
Ausflug nach Venedig
2 Tage später geht es dann nochmal auf Tour mit unserem Tesla Y. Natürlich habe ich das Auto nicht so lange am E-Parkplatz hängen lassen, sondern habe auch anderen E-Auto Fahrern Gelegenheit zum Laden gegeben. Unser heutiges Ziel: Venedig! Auf der Fahrt dahin staut es sich etwas. Aber noch viel schlimmer: Das Klima im Tesla ist trotz sämtlichen Anpassungen über die Klimasteuerung verdammt schlecht. Die Sonne brennt durch das eigentlich stark getönte Glasdach und der Tesla versorgt uns irgendwie nicht mit frischer, kühler Luft. Nein, der Umluftbetrieb ist nicht aktiviert. Der Klimakompressor ist auch eingeschalten. Im Automatikmodus fährt das Gebläse soweit runter, dass kaum noch eine Luftzirkulation stattfindet. Auf jeden Fall schaffen wir es nicht, das Klima in den Griff zu bringen. Sogar mit offenem Fenster bei 33°C Außentemperatur ist es noch besser. Soll das ein Zeichen von oben sein, dass die Eisberge aufgrund der vielen Verbrenner der letzten Jahrzehnte auch ganz schön ins Schwitzen kommen und Venedig abzusaufen droht? Glaubt man sämtlichen Nachrichten und Dokumentationen, hat man sofort ein schlechtes Gewissen. Aber als E-Auto Fahrer braucht man sich da ja jetzt keine Gedanken mehr machen, oder???
Geschafft: Wir stellen unser Auto an einem Parkplatz ab und fahren mit dem Boot nach Venedig. Dort lassen wir uns ein wenig durch die Kanäle gondeln. Natürlich besuchen wir den Markusplatz und gönnen uns noch lecker Essen am Canal Grande. Die Hitze macht uns total fertig und so fahren wir mit dem Schiff wieder zurück. Puuh. Im Unterdeck gibt es sogar eine Klimaanlage – das tut gut. Dabei fällt mir ein, ich könnte doch gleich per App unseren Tesla vorklimatisieren. Dies mache ich und nach ca. 10 Minuten meldet die App, dass der Ypsilon seine gewünschte Temperatur erreicht hat. Da der Klimakompressor in einem E-Auto ja einen eigenen Elektromotor hat, ist diese Feature leicht zu realisieren und gefällt mir sehr gut.
Zurück ins Hotel
Am gekühlten Auto angekommen, packen wir unsere Sachen rein und es geht zurück nach Bibione. Meine Angst, jetzt im Auto wieder dicke Luft zu haben, bestätigt sich nicht. Jetzt funktioniert die Klimaanlage, als ob nie was gewesen wäre. Egal. Sei es dem Tesla verziehen. Hauptsache frische Luft. Mit einem Akkustand von 62 % hänge ich den Ypsilon wieder an die Ladesäule in unserem Parkhaus und lasse ihn bis zum nächsten Morgen aufladen. Den Rest des Urlaubs steht das Auto in der Tiefgarage.
Ab in den Norden – die Heimfahrt
Irgendwann ist dann auch der schönste Urlaub zu Ende. Und so fahren wir um 17.30 Uhr in Bibione los Richtung Heimat. Zielort eingegeben und schon schlägt uns Tesla die beste Route incl. 2 Ladestops an Superchargern in Österreich vor. Da das Laden an Superchargern so simple wie nur möglich ist, möchte ich aber auch mal eine andere Ladesäule probieren. Ich lösche die geplanten Supercharger – Ladestopps aus der Route des Tesla Y und möchte nach anderen Ladesäulen suchen. Irgendwie finde ich die Funktion aber nicht. Wo hat Tesla die wohl wieder versteckt? Da ich ja während der Fahrt nicht am Bildschirm rumspielen soll, probiert es meine Frau. Auch Sie scheitert. Da hilft nur google. Und siehe da. Viele Teslafahrer haben das gleiche Problem und Tesla lässt zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu, andere Ladesäulen zu suchen.
Ladesäulen App Mobility+
Gut dass ich mir am Pool die ENBW Mobility+ App downgeloadet und meine Bankdaten hinterlegt habe. Dies war übrigens ein Kinderspiel und erspart mir die vielen Ladekarten, die man den Gerüchten nach als E-Autofahrer immer parat haben muss, um Strom von „fremden“ Ladesäulen zu bekommen.
Nachdem wir als Zwischenziel eine Ionity Ladesäule in 9861 Eisentratten in Österreich eingeben haben, rechnet uns der Tesla die Zeit und die restliche Batterieladung für das Zwischenziel aus. Strom reicht bis dorthin und es gibt auch eine Rosenberger Raststätte. Diese finden wir immer sehr schön und fahren diese daher gerne an.
Laden bei Ionity
Angekommen am Ionity-Lader zücke ich mein Handy mit der ENBW Mobilty+ App. Jetzt bin ich aber gespannt. 3 Autos hängen schon an den Ladesäulen und ich stecke auch mal an. An der Ladesäule finde ich den QR-Code, den ich mit der Mobilty+ App scanne. Innerhalb von 2 Sekunden blobbt ein Button auf mit dem Text „Laden starten“. Ich drücke drauf und schon gehts los mit dem Laden.
In der Zwischenzeit gehen wir Richtung LKW-Parkplatz, weil dahinter die Rosenberger Raststätte ist. Als wir durch die LKW´s durch sind, können wir keine Raststätte sehen. Alles was wir finden, ist ein Imbissanhänger mit der Aufschrift Rosenberger, in dem es div. Würste und Leberkäse gibt, einen Anhänger mit Kaffee und Süßigkeiten und einen WC-Wagen. Da reicht mir dann doch ein Espresso – der Appetit ist mir vergangen. Den Appetit unseres Tesla stillt noch immer die Ionity Ladesäule. Wir tankten von 21% auf 77% in 32 Minuten auf. Anfangs mit so 90 kW, später dann nur noch mit 54 kW.
Weiterfahrt
Weiter gehts auf der österreichischen Autobahn. Die Navigation hat neu gerechnet und Tesla empfiehlt uns noch einen Halt am Supercharger am Irschenberg. Diesen Vorschlag nehmen wir dankend an und fahren hier um 22:50 raus um uns den Schub für die letzten Kilometer zu holen. In der Zwischenzeit schaue ich mich am Rastplatz um. Weitere 4 Tesla´s sind am Supercharger. Die 50m entfernte ENBW Ladesäule mit 50 kW Ladeleistung ist nicht besetzt und zum ersten Mal im Leben sehe ich eine Wasserstofftankstelle. Und schon geht es wieder rund in meinem Gedankenkarussel. Was wird sich wohl durchsetzen? Reines E-Auto? Hybrid? Wasserstoff im Verbrennungsmotor? Wasserstoff und Brennstoffzelle? Oder werden wir weiterhin unsere Verbrenner aber mit synthetischen Kraftstoffen fahren? Oder ist herkömmliches Diesel und Benzin am Ende doch gar nicht so umweltschädlich? Und woher kommt eigentlich der Strom für meinen Tesla gerade? Ich will es gar nicht wissen. Auf jeden Fall haben wir den Akku innerhalb von 29% auf 55% gepusht (ca. 150 kW im Schnitt). Das sollte reichen um nach Hause zu kommen.
Weiter geht´s. Endspurt nach Wildenberg.
Um 00:24 Uhr sind wir dann auch schon zu Hause mit einem Restakkustand von 7 %. Nicht weil Tesla falsch gerechnet hat, sondern weil mein Gasfuß (darf man überhaupt noch Gasfuß sagen oder ist das jetzt Stromfuß?) einfach zu schwer war und nur noch nach Hause wollte.
FAZIT
Schön war der Urlaub. Der Tesla hat mich insgesamt positiv überrascht. Dachte mehr meckern zu müssen. Und die Reichweitenangst haben wir überwunden. Es ist kein Hexenwerk Strom für sein E-Auto zu bekommen. Mit dem E-Auto in den Urlaub ist kein Problem sondern einfach nur anders. Man plant die Stopps nicht mehr rein nach dem Magen (der Insassen), sondern nach dem Wagen (Akku).